Ausstellungseröffnung: Aus der Rede von Martha Keil

[…] Nach den Dankesworten nun zur Ausstellung „Bei uns war ein wirklich jüdisches Leben“ – ein Zitat von Hermann Hahn, in Israel dann Zwi Gol, in dem er die Aktivitäten der Jugendlichen im Rahmen ihrer Gemeinde beschreibt. Wir hatten schon zu unserem 10-jährigen Jubiläum, das ja als Achterjahr immer ein Gedenkjahr an den „Anschluss“ ist, eine größere Ausstellung, die ein halbes Jahr zu sehen war. Diese soll nun länger bleiben und einen kleinen Tribut an diese Synagoge zollen, diesen Heimatort einer vernichteten Gemeinde. So schön renoviert dieses Haus ist, so traurig ist es doch auch, als leere Hülle ohne Gemeindeleben und Gottesdienst. 



Die Ausstellung soll vor allem den vielen Schüler/innen, die jedes Jahr die Synagoge besuchen, einen Eindruck geben, was hier vernichtet wurde, aber sie soll auch den Überlebenden und Nachkommen zeigen, dass sie hier eine bleibende Statt des Erinnerns haben. Als Symbol haben unsere Grafikerin Renate Stockreiter und ich für das Cover der Zeitschrift und für die Einladungskarte die Vignette gewählt, die Sie links oben sehen. Sie enthielt ursprünglich einen hebräischen Text, vermutlich einen Psalmenvers, auf einem Foto vor der Renovierung sind noch Spuren davon zu sehen. Vielleicht hätte man die Worte rekonstruieren können, jetzt jedenfalls ist die Vignette leer. Was darin stand, können wir nur ahnen und es mit den Erinnerungen der Überlebenden und unserer Vorstellungskraft füllen, wie dieses ganze Haus.

Als durchgängiges Symbol für die wechselhafte Geschichte der Gemeinde und ihrer Mitglieder haben wir, das ist nicht besonders originell, den Davidstern gewählt. Aber wenn Sie aufmerksam hinsehen, wird schon allein aus der künstlerischen Gestaltung des Sterns der Inhalt der jeweiligen Tafel klar.

Inhaltlich wollte ich so oft wie möglich die Betroffenen selbst sprechen lassen. Fast jede Tafel hat ein Zitat zum Motto, das dann im ausführlichen Kontext meistens im Stern steht. Die Ereignisgeschichte selbst wird knapp erzählt, und zwar immer aus der Perspektive der Gemeindemitglieder. Wer aufmerksam alles liest, lernt sicher einige Fakten, Menschen und Schicksale näher kennen; aber für genaue Details werden Sie wohl Christoph Linds Bücher lesen müssen. Die Ausstellung beginnt von mir aus gesehen links auf der Frauengalerie, erste Tafel von links, weiter auf der rechten Seite der Frauengalerie, der letzte Teil ist oben auf dem Chor, wieder mit links beginnend. Möge sie die Erinnerung an eine lebendige liebenswerte Gemeinde wach halten!

Mein Traum ist, in dieser Ehemaligen Synagoge einen Kultur- und Lernort zu schaffen, vor allem für Jugendliche mit sogenanntem Migrationshintergrund, mit einem interessanten Programm, das sie dort erreicht, wo sie jetzt stehen, vor den aktuellen Fragen ihres Lebens: Unsichere Zukunft, Flucht, Vertreibung, Verlust von Sprache und Heimat, Neubeginn und Identität  – all das haben die Jugendlichen der St. Pöltner Kultusgemeinde ebenfalls erfahren. Ein solcher Lernort braucht technische Einrichtungen, gute Betreuer – die hätten wir – und daher Finanzen, die haben wir nicht. Aber wir werden uns bemühen. Ich freue mich auch, dass die Stadt St. Pölten diesen Raum zunehmend für wunderschöne Konzerte nützt. Für einen sinnvollen Kulturbetrieb wären allerdings Investitionen nötig, wie z. B. die Reparatur der Heizung – auch das ist noch Zukunftsmusik.

But this synagogue also should become a meeting place for the offspring of St. Pölten Jews from all over the world. It’s my special pleasure and honour to introduce you to Marion Rabinowitz, the granddaughter of Philipp Wolf Rabinowitz, who was the marvellous and unforgotten Chazan of this community until 1921. Marion's father Emil sang in the children's choir of this synagogue. It took her not more than three days to answer my invitation positively and to come from Boston, with her brothers Phillip and Louis and her sister in law, Marilyn. Today they see the synagogue of their grandfather and father for the first time from inside, and Marion will tell us a few words about this experience and her family.

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