8. Mai 1940 Zwangsumsiedlung nach Novaragasse 40/11, Wien 2; am 28. Dezember 1941 nach Cranachstraße 15/21, Lodz deportiert und am 10. Mai 1942 nach Chelmno überstellt
Leo Rübner, seine Frau Emma und ihre Töchter Jeanette und Ruth
„Ich bitte Sie, mir die Anschrift der Jüdin Janette (sic!) Sara Rübner, geb. am 13.11.32, die früher in St. Pölten gewohnt hat, mitzuteilen. Sollte diese Jüdin auch von Wien abgereist sein, so bitte ich, mir bekanntzugeben, ob und in welchem Ausland sie sich befindet.“
In diesem Schreiben vom 27. Mai 1942 erkundigte sich der St. Pöltner Obermagistratsrat Dr. Leo Schinnerl, zuständig für alle „Judenangelegenheiten“ der Stadt, beim Zentralmeldeamt in Wien nach dem Wohnsitz der zehnjährigen Jeanette, genannt Jenny. Was ihm das Meldeamt nicht mitteilen konnte: Das Mädchen war zwei Wochen vorher, am 12. Mai 1942 in Chelmno vergast oder erschossen worden.
Jennys Vater Leo (auch Leon, Lion, Lev) Rübner (auch Ribner, Rubner) wurde am 14. April 1898 in Kemmelbach als Sohn von Leopold Lipot und Jeanette, geb. Wulkan, geboren. Die Vornamen lassen auf eine traditionelle osteuropäische Familie schließen, die aber schon seit drei Generationen in Niederösterreich lebte. Sein Vater Leopold ist auf dem neuen Friedhof in St. Pölten begraben, Jeanette auf dem Friedhof in Ybbs. Leo war Kaufmann mit einem kleinen Gemischtwarenhandel, die Familie lebte zuerst in Thallern und Spratzen, heute Teile von St. Pölten, zog dann in die Aquilin-Hacker-Straße 3 und schließlich in die Brunnenfeldgasse 10 in St. Pölten.
1929 heiratete Leo Emma Schnabl, mit jiddischem Namen Schendl, geboren am 21. Juli 1897 in Dürnrohr bei Zwentendorf, Tochter von Adolf und Berta, geb. Kohn. Ihre älteste Tochter Ruth wurde am 30.10.1930 in Spratzern geboren, Jenny am 13.11.1932 in Thallern.
Über das Leben der Familie ist so gut wie nichts bekannt. Offensichtlich lebte sie in sehr bescheidenen Verhältnissen, denn es gibt keine Vermögensanmeldung und Leos Bruder Alfred lebte von der Unterstützung der Kultusgemeinde. Nur der 20 Jahre jüngere Halbbruder Jennö hinterließ Spuren: Er ist auf einigen Fotos der zionistischen Jugendgruppe Betar zu sehen. Zu einem unbestimmten Zeitpunkt übersiedelten Leo, Emma und Jenny nach Wien 20, Karl-Meisl-Straße 3. Am 8. Mai 1940 mussten die drei in eine Sammelwohnung in Wien 2, Novaragasse 40/11 ziehen. Von dort wurden sie am 28. Oktober 1941 in das Ghetto Litzmannstadt (Lodz) deportiert, wo sie in der Cranachstraße 15/21 untergebracht waren. Am 10. Mai 1942 wurden sie nach Chelmno überstellt und bei der Ankunft am 11. Mai.1942 entweder durch Erschießen oder in Gaswägen ermordet.
Unter welchen Umständen die ältere Tochter Ruth, immerhin erst zwischen zehn und zwölf Jahre alt, nach Frankreich gelangte, ist nicht klar – nach ihrer Abmeldung von St. Pölten am 14. 3. 1939 verliert sich ihre Spur. Vielleicht nahm sie ein Familienmitglied mit auf die Flucht oder sie konnte sich einer Rettungsorganisation anschließen. Die erste – und auch letzte –sichere Nachricht ist ihre Deportation: Sie wurde am 19. August 1942 vom Durchgangslager Drancy bei Paris nach Auschwitz überstellt. Da ihr Name dort nicht auf einer Aufnahmeliste steht, starb sie entweder bereits während des Transports oder wurde direkt nach der Ankunft in die Gaskammer geschickt.
In allen drei Generationen der Familie Rübner gibt es Opfer der Shoah: Emmas Mutter Berta kam in Theresienstadt um, ihr Vater Adolf starb 1942 im Altersheim der IKG Wien. Von Leo Rübners vier Geschwistern wurde Alfred nach dem gescheiterten „Kladovo-Transport" 1942 in Zasavica bei Sabac erschossen und Szerene, verheiratet Herlinger, 1941 in Opole ermordet.
„Ich bitte Sie, mir die Anschrift der Jüdin Janette (sic!) Sara Rübner, geb. am 13.11.32, die früher in St. Pölten gewohnt hat, mitzuteilen. Sollte diese Jüdin auch von Wien abgereist sein, so bitte ich, mir bekanntzugeben, ob und in welchem Ausland sie sich befindet.“
In diesem Schreiben vom 27. Mai 1942 erkundigte sich der St. Pöltner Obermagistratsrat Dr. Leo Schinnerl, zuständig für alle „Judenangelegenheiten“ der Stadt, beim Zentralmeldeamt in Wien nach dem Wohnsitz der zehnjährigen Jeanette, genannt Jenny. Was ihm das Meldeamt nicht mitteilen konnte: Das Mädchen war zwei Wochen vorher, am 12. Mai 1942 in Chelmno vergast oder erschossen worden.
Jennys Vater Leo (auch Leon, Lion, Lev) Rübner (auch Ribner, Rubner) wurde am 14. April 1898 in Kemmelbach als Sohn von Leopold Lipot und Jeanette, geb. Wulkan, geboren. Die Vornamen lassen auf eine traditionelle osteuropäische Familie schließen, die aber schon seit drei Generationen in Niederösterreich lebte. Sein Vater Leopold ist auf dem neuen Friedhof in St. Pölten begraben, Jeanette auf dem Friedhof in Ybbs. Leo war Kaufmann mit einem kleinen Gemischtwarenhandel, die Familie lebte zuerst in Thallern und Spratzen, heute Teile von St. Pölten, zog dann in die Aquilin-Hacker-Straße 3 und schließlich in die Brunnenfeldgasse 10 in St. Pölten.
1929 heiratete Leo Emma Schnabl, mit jiddischem Namen Schendl, geboren am 21. Juli 1897 in Dürnrohr bei Zwentendorf, Tochter von Adolf und Berta, geb. Kohn. Ihre älteste Tochter Ruth wurde am 30.10.1930 in Spratzern geboren, Jenny am 13.11.1932 in Thallern.
Über das Leben der Familie ist so gut wie nichts bekannt. Offensichtlich lebte sie in sehr bescheidenen Verhältnissen, denn es gibt keine Vermögensanmeldung und Leos Bruder Alfred lebte von der Unterstützung der Kultusgemeinde. Nur der 20 Jahre jüngere Halbbruder Jennö hinterließ Spuren: Er ist auf einigen Fotos der zionistischen Jugendgruppe Betar zu sehen. Zu einem unbestimmten Zeitpunkt übersiedelten Leo, Emma und Jenny nach Wien 20, Karl-Meisl-Straße 3. Am 8. Mai 1940 mussten die drei in eine Sammelwohnung in Wien 2, Novaragasse 40/11 ziehen. Von dort wurden sie am 28. Oktober 1941 in das Ghetto Litzmannstadt (Lodz) deportiert, wo sie in der Cranachstraße 15/21 untergebracht waren. Am 10. Mai 1942 wurden sie nach Chelmno überstellt und bei der Ankunft am 11. Mai.1942 entweder durch Erschießen oder in Gaswägen ermordet.
Unter welchen Umständen die ältere Tochter Ruth, immerhin erst zwischen zehn und zwölf Jahre alt, nach Frankreich gelangte, ist nicht klar – nach ihrer Abmeldung von St. Pölten am 14. 3. 1939 verliert sich ihre Spur. Vielleicht nahm sie ein Familienmitglied mit auf die Flucht oder sie konnte sich einer Rettungsorganisation anschließen. Die erste – und auch letzte –sichere Nachricht ist ihre Deportation: Sie wurde am 19. August 1942 vom Durchgangslager Drancy bei Paris nach Auschwitz überstellt. Da ihr Name dort nicht auf einer Aufnahmeliste steht, starb sie entweder bereits während des Transports oder wurde direkt nach der Ankunft in die Gaskammer geschickt.
In allen drei Generationen der Familie Rübner gibt es Opfer der Shoah: Emmas Mutter Berta kam in Theresienstadt um, ihr Vater Adolf starb 1942 im Altersheim der IKG Wien. Von Leo Rübners vier Geschwistern wurde Alfred nach dem gescheiterten „Kladovo-Transport" 1942 in Zasavica bei Sabac erschossen und Szerene, verheiratet Herlinger, 1941 in Opole ermordet.