
Steine der Erinnerung

Friedrich Wilhelm (Fritz) Bondy
Anders als von seinem älteren Bruder Franz Alois ist von Friedrich Wilhelm, genannt Fritz, Bondy nur wenig bekannt. Er wurde am 15. September 1888 in St. Pölten geboren und war in erster Ehe mit Stefanie Reich, geb. Fleischmann, und in zweiter Ehe mit der Nichtjüdin Maria Ritzinger verheiratet. Vermutlich wurde die Ehe noch vor 1938 geschieden. Wie sein Bruder hatte er eine Affinität zu Fahrzeugen, war Mechaniker und betrieb in der heutigen Prandtauerstraße 4 (damals Kaserngasse) einen Autohandel mit Werkstätte. Indirekt über seine Zeit und seinen Wohnort hinaus wurde Fritz Bondy als „Finanzier und Manager“ des Mechanikers Karl Cerny (1908 Wien – 1965 St. Pölten) bekannt. Dieser war 1926 in Bondys Autowerkstätte eingetreten und hatte mit dessen Unterstützung zwischen 1930 und 1936 einen Flüssigraketenmotor entwickelt. Er arbeitete jedoch später nicht in der Raketenkonstruktion.
Am 1. August 1938 musste Fritz Bondy sein Geschäft schließen und bereits am 6. September 1938, also noch vor den Novemberpogromen, meldete er sich mit unbekannter Adresse in Wien ab. Am 6. Mai 1942 wurde er im selben Transport wie seine Geschwister von Wien 2, Max-Winter-Platz (Sterneckplatz) 20/11 nach Maly Trostinec deportiert und ebenfalls gleich nach der Ankunft am 11. Mai durch Erschießen oder durch in einen Lastwagen geleitetes Gas ermordet. Nur der älteste Bruder, Rudolf Bondy, überlebte in einer sogenannten „geschützten Mischehe“. Seine Frau Josefine wurde allerdings mehrmals von den NS-Behörden als Jüdin und mit dem Beinamen „Sara“ angeschrieben, doch erlebten beide mit ihrer Tochter Gerda das Ende der NS-Herrschaft in Wien.