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Irma
Löw
Tichler
09.05.1899
Traisen
26.05.1942
Maly Trostinec
Schneiderin
Klostergasse 35, St. Pölten
Rathausgasse 10, St. Pölten
Am 19. Oktober 1939 Zwangsumsiedlung in die Obere Donaustraße 91, Wien 2, später in die Czerningasse 9, Wien 2; am 20. Mai 1942 nach Maly Trostinec deportiert
Leopold
Maria
Jaul
Hermann
Edith


Steine der Erinnerung

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Hermann Hersch und Irma Löw

„Uns geht es Gott Lob gut, und wie du aus Papas Zeilen ersiehst, siedeln wir demnächst nach Wien über. Waren die Feiertage schon im Vorjahre nicht sehr schön, so diesmal ohne dich, liebe Edith, noch weniger. Hoffen wir zu Gott, dass wir im kommenden Jahr wieder vereint sein können und gesund bleiben.“

Diese Zeilen schrieb Irma Löw noch von St. Pölten an ihre Tochter Edith am 15. 9. 1939, zum jüdischen Neujahr Rosch ha-Schana. Das fünfzehnjährige Mädchen war bereits im Juli mit einer Jugendorganisation nach Palästina ausgewandert. Am 19. Oktober 1939 mussten Hermann und Irma nach Wien zwangsübersiedeln, zuerst nach Wien 2, Obere Donaustraße 91 und später in die nahe Czerningasse 9, die ihre letzte Wohnadresse vor der Deportation wurde.

Hermann Hersch Löw, geb. am 28. Mai 1888 in Poddóhe, war einer der vielen Juden, die von Galizien in den Westen migrierten. Seine Frau Irma, geboren am 9. Mai 1899, die er am 17. Juni 1923 in der Synagoge St. Pölten geheiratet hatte, entstammte der kinderreichen Familie Tichler aus Traisen. Er war Uhrmacher, das Paar wohnte in der Klostergasse 35, betrieb aber Werkstatt und Juweliergeschäft in der Rathausgasse 10 – damals noch eine eigene Adresse, heute im Hauskomplex Rathausgasse 8. Am 18. März 1924 wurde Tochter Edith geboren, sie besuchte die Mittelschule der „Englischen Fräulein“ und war im zionistischen Verein „Betar“ aktiv. Die ganze Familie war in der St. Pöltner Gesellschaft integriert und engagiert. Nach dem „Anschluss“ betrieb Hermann Löw sehr entschlossen die Auswanderung und versuchte, diese durch den Verkauf seiner Juwelierwaren zu finanzieren. Ab Februar 1939 begann die systematische Beraubung: Zwangsablieferung aller Wertsachen an das Dorotheum in St. Pölten, Deponierung von Schmuck und Uhren in einem Safe des Creditanstalt-Bankvereins, der im November 1943 beschlagnahmt wurde, sowie Raub aller Vermögenswerte. Bei der 1948 von Edith beantragten Rückstellung schienen zahlreiche Wertsachen nicht mehr auf.

„Von hier ist eigentlich nicht viel zu berichten. Gesund sind wir Gott Lob und heißt es wie immer warten.“, schrieb Irma am 3. Juli 1940 an ihre Tochter.
Am 20. Mai 1942 wurden Hermann und Irma Löw nach Maly Trostinec deportiert und sechs Tage später erschossen.

Aus: Steine der Erinnerung in St. Pölten I/2018, S.60-64, Hg.: Institut für jüdische Geschichte Österreichs, zu bestellen unter Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! um 8 € zzgl. Porto
Bilder: Foto von Bernadette Dewald, Familienporträt aus dem Bildarchiv des INJOEST

 

Hermann Hersch and Irma Löw

„Thank God we are alright, and as you can see from Papa’s words, we are mo- ving to Vienna soon. If the holidays last year were already not very nice, then this time without you, dear Edith, they were even less so. We hope to God that we will be reunited next year and stay healthy.”

These words were written by Irma Löw from St. Pölten to her daughter Edith on 15 September 1939, on Rosh Hashanah (the Jewish New Year). The fifteen­year­ old Edith had already emigrated to Palestine with a youth organization in July. On 19 October 1940, Hermann and Irma were forced to relocate to Vienna, first to Vienna 2, Obere Donaustraße 91 and later to the nearby Czerningasse 9, which would be their last address before deportation.

Hermann Hersch Löw, who was born on 28 May 1888 in Poddóhe, was one of many Jews who migrated from Galicia to the West. His wife Irma, who was born on 9 May 1899 and whom he married on 17 June 1923 in the synagogue of St. Pölten, came from a large family from Traisen with the surname Tichler. The couple lived in Klostergasse 35, but Hermann, who was a watchmaker, ran his workshop and jewelry store in Rathausgasse 10 – then still a standalone address, today part of the building complex at Rathausgasse 8. Their daughter Edith was born on 18 March 1924, attended the secondary school of the “Eng­lischen Fräulein”, and was active in the Zionist organization “Betar”. The whole family was integrated and engaged in the St. Pölten society.

Following the “Anschluss”, Hermann Löw dedicated himself very resolutely to emigrating and tried to finance this through the sale of his jewelry stock. The systematic theft began in February 1939: He was forced to surrender all of his valuables to the Dorotheum in St. Pölten, his jewelry and watches were deposit­ ed in a safe in the Creditanstalt­Bankverein, which was then confiscated in November 1943, and all of his capital was stolen. When Edith applied for resti­ tution in 1948, many of the valuables could no longer be found.

“There is actually not a lot to report from here. Thank God we are healthy and as always we just have to wait.” Irma wrote these words to her daughter on 3 July 1940. On 20 May 1942, Hermann and Irma Löw were deported to Maly Trostinec, where they were shot dead six days later.

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