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krnerjulius
Julius
Jona Leib
Körner
Kerner, Rotbard, Rothbard
24.11.1880
Bolechiv
26.05.1942
Maly Trostinec
Kaufmann
Herrengasse 1, St. Pölten
Am 1. März 1939 Zwangsumsiedlung in die Hammer-Purgstall-Gasse 3, Wien 2; am 20. Mai 1942 nach Maly Trostinec deportiert
Iser
Malke
Rotbard
Adelheid
Wulkan
Otto
Marie
Theodor
Eugenie


Steine der Erinnerung

wulkan-koerner
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Julius Jona Leib Körner und seine Frau Adelheid, geb. Wulkan

„Mein Vater war Frontkämpfer im Ersten Weltkrieg und war überzeugt, dass er nicht verfolgt werden wird. Leider hat er vollkommen unrecht gehabt.“ (Eugenie Jenny Gross, Fragebogen des Injoest, August 1996)

Julius Jona Leib Körner (auch: Kerner) wurde am 24. November in 1880 in Bolechiv (Galizien) geboren. Seine hebräischen und jiddischen Namen weisen auf eine religiöse Familie hin, wie auch sein zweiter Familienname Rotbard. Offensichtlich hatten nämlich seine Eltern Iser Kerner und Malke Rotbard nur vor dem Rabbinat und nicht vor den Behörden die Ehe geschlossen, daher hieß Julius offiziell nach der Mutter bzw. führte einen Doppelnamen. Seine Frau Adelheid (auch: Adele), am 5. September 1877 in St. Pölten geboren, war die Schwester von Ludwig Wulkan. Tragischer Weise starben ihr erster Sohn Theodor, geb. 1905, mit nur fünf Jahren und die beiden weiteren Kinder Otto, geb. 1906, und Marie, geb. 1907, als Säuglinge. Erst Eugenie, genannt Jenny, geb. 1909, erreichte das Erwachsenenalter und wurde 93 Jahre alt.

In der Herrengasse 1 vertrieb Julius Körner Kleider, Schuhe und Wäsche und auch Adelheid war als Geschäftsfrau tätig. Er engagierte sich viele Jahre lang als Präsident des jüdischen Turnvereins Makkabi, dem fast alle Kinder und Jugendlichen der IKG St. Pölten angehörten, und sowohl er, als ehemaliger Frontkämpfer mit einem Kriegsdienst von vier Jahren, als auch seine Frau waren Mitglieder des Bundes Jüdischer Frontsoldaten.

Wie das Ehepaar Wulkan musste auch Adelheid als Besitzerin eines Hausdrittels mit ihrem Mann die Wohnung in der Herrengasse 1 räumen. Sie zogen in das gemeinsame Haus Kremser Landstraße 57, in dem für einige Monate auch Josef Rosenstingl Unterschlupf fand. Ihm wurde 2019 ein Stein der Erinnerung gesetzt. Am 1. März 1939 meldete sich Julius Körner nach Wien ab, seine Frau folgte – aus welchem Grund, ist nicht bekannt – erst ein Jahr später, am 29. April 1940. Für diese Zeitspanne sind keine Meldedaten erhalten, am 19. Mai 1942 mussten sie jedenfalls in eine Sammelwohnung in Wien 2, Hammer-Purgstall- gasse 3/12, umziehen. Von diesem Haus wurden 70 Menschen in den Tod geschickt. Julius und Adelheid Körner wurden am 20. Mai 1942 nach Maly Trostinec deportiert und gleich nach der Ankunft am 26. Mai ermordet.

Jenny, seit 1937 verheiratet, konnte mit ihrem Mann Wilhelm (später William) Gross nach London entkommen und stellte im April 1948 für ihre Eltern einen Antrag auf Todeserklärung. In einem Interview mit Christoph Lind 1996 in London sagte sie: „Zu viele Erinnerungen, die mir zu weh tun, und Leute. Bin ich zurückgekommen nach dem Krieg, sind mir zwei, drei Personen nachgelaufen: Frau Jenny, Frau Jenny, das ist aber schön, dass Sie wieder da sind! Wir freuen uns so, wir haben ja so viel mitgemacht mit den Russen! [...] Und seit damals will ich nicht mehr nach St. Pölten. Meine Eltern sind zugrunde gegangen, und alle meine Verwandten sind zugrunde gegangen.“ Als sie auf Einladung des Injoest 1998 doch noch einmal nach St. Pölten kam, bemerkte sie: „Es sind ja nur 50 Jahre vergangen and (sic!) ich bin noch immer bitter.“

 

Julius Jona Leib Körner and His Wife Adelheid, née Wulkan

“My father fought at the front in World War One and was convinced that he wouldn’t be persecuted. Unfortunately, he was entirely mistaken.” (Eugenie Jenny Gross, Injoest questionnaire submitted to Martha Keil, August 1996)

Julius Jona Leib Körner (also written Kerner) was born in Bolekhiv (Galicia) on 24 November 1880. His Hebrew and Yiddish names indicate that he hailed from a religious family, as does his second surname, Rotbard. His parents Iser Kerner and Malke Rotbard had obviously only gotten married before the rabbinate and not the civil authorities, hence Julius officially bore his mother’s name or used a double-barreled name. His wife Adelheid (also known as Adele) was born in St. Pölten on 5 September 1877. She was the sister of Ludwig Wulkan. Tragically, her first son Theodor, born in 1905, died at only five years of age and her two other children, Otto (born 1906) and Marie (born 1907) died in infancy. Only her fourth child, Eugenie (commonly known as Jenny, born 1909), reached adulthood and lived until the age of 93.

Julius Körner sold clothing, shoes, and linen at Herrengasse 1. Adelheid also worked as a businesswoman. Julius served for many years as president of the Jewish sports association Makkabi, in which almost all the children and youths of the St. Pölten Jewish community were members. As a former front-line soldier who served for four years, he and his wife were also members of the Bund jüdischer Frontsoldaten (Association of Jewish Front-Line Soldiers).

Like the Wulkans, Adelheid and her husband, who together owned a third of the building, had to vacate their apartment at Herrengasse 1. They moved into the common building at Kremser Landstraße 57, where Josef Rosenstingl was also able to shelter for a few months. A Stone of Remembrance was placed for him in 2019. On 1 March 1939, Julius Körner deregistered to Vienna, his wife only following him a year later, on 29 April 1940, for reasons unknown. No registration data has been preserved for this time period, though it is known that they had to relocate to a collective apartment in Hammer-Purgstallgasse 3/12 in Vienna’s second district on 19 May 1942. Seventy people were sent to their deaths from this building. Julius and Adelheid Körner were deported to Maly Trostinec on 20 May 1942 and murdered immediately upon arrival on 26 May.

Jenny, who got married in 1937, was able to flee to London with her husband Wilhelm (later William) Gross. In April 1948, she filed to have her parents declared dead. In an interview with Christoph Lind given in London in 1996, she said: “Too many memories that hurt too much, and people. When I came back after the war, two or three people ran after me: Ms. Jenny, Ms. Jenny, it’s so nice that you’ve returned! We’re so happy, we had to endure so much with the Russians! [...] And since then I don’t want to return to St. Pölten. My parents perished, and all my relatives perished.” When she did return to St. Pölten upon invitation by the Injoest in 1998, she remarked: “After all, only fifty years have passed and I am still bitter.”

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