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hahnedmund
Edmund
Ariel
Hahn
12.03.1877
Wien
01.06.1942
Maly Trostinec
Angestellter
Mühlweg 78, St. Pölten
Am 4. März 1939 nach Nestroygasse 4, Wien 2 abgemeldet; am 27. Mai 1942 nach Maly Trostinec deportiert
Alois
Charlotte
Hammerschlag
Jella
Kerpen
Hermann
Viktor


Steine der Erinnerung

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Edmund Ariel und Jella Jehudit Hahn, geb. Kerpen

„Das hab’ ich anscheinend von meinem Vater geerbt, dass ich mir nichts ge­fallen hab’ lassen. Mein Vater ist mit einem Spazierstock gegangen, wie man halt damals gegangen ist, und wenn da so ein Pülcher gekommen ist und ihm was nachgeschrien hat, ist er ihm mit dem Spazierstock nachgelaufen.“

So erinnerte sich Hermann Hahn, der sich in Israel Zvi Gol nannte, an seinen Vater. Edmund Ariel Hahn wurde am 12. März 1877 in Wien geboren. Ab 1. März 1896 war er in der St. Pöltner „Strickwaren­ und Strumpffabrik“ Schüller & Co als Kassier angestellt und heiratete am 20. Oktober 1907 noch in der alten Syna­goge Jella Jehudit Kerpen, in St. Pölten geboren am 26. Dezember 1885. Am 15. Juli 1936 erhielt er von Bürgermeister Heinrich Raab eine Ehrenmedaille „für 40­-jährige treue Dienste“, die nur durch seinen Einsatz im Ersten Weltkrieg unterbrochen worden waren.

Beide Eheleute dienten ihrer Gemeinde als engagierte Mitglieder. „Überall, wo er war, waren auch die jungen Leute“, erzählte Sohn Hermann. Edmund war Vorstandsmitglied der Kultusgemeinde und des Bunds jüdischer Frontsoldaten (B.J.F.), dessen Ortsgruppe St. Pölten 1935 zur „Abwehr des Antisemitismus und Verteidigung der jüdischen Ehre“ gegründet worden war. Jella war Mitglied des Präsidiums der 1937 gegründeten B.J.F.­Frauengruppe. Seit Entstehung des St. Pöltner Zweigs der WIZO (Organisation zionistischer Frauen) im Jahr 1931 wirkte sie auch hier im Vorstand, unter anderem gemeinsam mit Rosa Schäch­ter, der Frau des Rabbiners. Die beiden Söhne Viktor, geboren 1908, und Her­mann, geboren 1912, leiteten mit Begeisterung die Kinder­ und Jugendgruppe des zionistisch­-revisionistischen Vereins „Betar“ und turnten im jüdischen Sportverein „Maccabi“.

Am 30. Juni 1938 wurde Edmund Hahn gekündigt, die Fabrik wurde „arisiert“. Edmund und Jella mussten am 4. März 1939 nach Wien 2, Nestroygasse 4 zwangsübersiedeln, im April erhielten sie wie alle Juden und Jüdinnen die Zusatznamen Israel bzw. Sara. Bereits im November 1933 war Sohn Hermann nach Palästina/Erez Israel ausgewandert. Sein Bruder Viktor war in Dachau inhaftiert und konnte mit seiner Frau Rosa und dem im Juni 1938 geborenen Töchterchen Gertrude erst im September 1939 fliehen. Weil sich Hermann ille­gal im Britischen Mandatsgebiet Palästina aufhielt, konnte er für die Eltern kein Zertifikat anfordern. Auch von Viktors Seite war eine Anforderung nicht möglich, weil die Briten nur einem Teil eines Ehepaares erlaubten, die Eltern zu sich zu holen. Seine Schwiegereltern hatten bereits Einreisevisa erhalten. Tra­gischerweise nahmen sie diese jedoch nicht in Anspruch und wurden ebenfalls in der Shoa ermordet.

Edmund und Jella Hahn wurden am 27. Mai 1942 nach Maly Trostinec depor­tiert und gleich nach ihrer Ankunft am 1. Juni in einem Waldstück erschossen.

 

Edmund Ariel and Jella Jehudit Hahn, née Kerpen

“I seem to have inherited that from my father, not putting up with any nonsense. My father walked with a walking stick, as one did back then, and when some prole would turn up and shout something at him, he would chase him with his walking stick.”

This is how Hermann Hahn, who in Israel changed his name to Zvi Gol, remem­ bered his father. Edmund Ariel Hahn was born in Vienna on 12 March 1877. On 1 March 1896, he found a job as a teller in the Schüller & Co “knitwear and sock factory” and married Jella Jehudit Kerpen, born in St. Pölten on 26 December 1885, in the old synagogue in St. Pölten on 20 October 1907. On 15 July 1936, he was awarded an honorary medal from Mayor Heinrich Raab “for 40 years of loyal service”, which had only been interrupted by his participation in World War One.

Both Edmund and Jella enthusiastically served their community. “He was fol­ lowed everywhere by the young people”, said his son Hermann. Edmund was a board member of the Jewish community organization and of the Bund jüdi­ scher Frontsoldaten (the Union of Jewish Front­Line Soldiers, B.J.F.), which had founded a chapter in St. Pölten in 1935 to “combat antisemitism and de­ fend Jewish honor”. Jella was a member of the steering committee of the B.J.F. Women’s Group founded in 1937. She was also a board member of the St. Pölten branch of WIZO (Women’s International Zionist Organization) since its founda­tion in 1931, working together with other women like Rosa Schächter, the rab­ bi’s wife. Her sons Viktor (born 1908) and Hermann (born 1912) were enthusi­ astic leaders of the youth group of the Revisionist Zionist organization “Betar” and played sports in the Jewish sports club “Maccabi”.

On 30 June 1938, Edmund Hahn was made redundant as the factory was “Aryanized”. He and Jella were forced to relocate to Vienna on 4 March 1939 to Nestroygasse 4 in the second district. Like all Jews, they had to adopt the additional names Israel and Sara in April. Their son Hermann had already emigrated to Palestine/Eretz Israel in November 1933. His brother Viktor was interned in Dachau and was only able to emigrate together with his wife Rosa and their little girl Gertrude (born June 1938) in September 1939. Since Her­ mann was living illegally in British Mandatory Palestine, he could not apply for a certificate for his parents. Nor could Viktor, because the British authorities only allowed one side of a married couple to have their parents join them. His parents­in­law had already received entry permits. Tragically, however, they did not use them and were also murdered in the Shoah.

Edmund and Jella Hahn were deported to Maly Trostinec on 27 May 1942, where they were shot dead in a nearby woodland immediately upon arrival on 1 June.

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