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Hermann
Hersch, Hirsch
Löw
28.05.1888
Poddohe, Chlewczany
26.05.1942
Maly Trostinec
Juwelier, Uhrmacher
Klostergasse 35, St. Pölten
Rathausgasse 10, St. Pölten
19. Oktober 1939 Zwangsumsiedelung nach Obere Donaustraße 91, Wien 2 - später in die Czerningasse 9, Wien 2; am 20. Mai 1942 nach Maly Trostinec deportiert
Josef
Taube
Creszanowa
Irma
Edith


Steine der Erinnerung

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Hermann Hersch und Irma Löw

„Uns geht es Gott Lob gut, und wie du aus Papas Zeilen ersiehst, siedeln wir demnächst nach Wien über. Waren die Feiertage schon im Vorjahre nicht sehr schön, so diesmal ohne dich, liebe Edith, noch weniger. Hoffen wir zu Gott, dass wir im kommenden Jahr wieder vereint sein können und gesund bleiben.“

Diese Zeilen schrieb Irma Löw noch von St. Pölten an ihre Tochter Edith am 15. 9. 1939, zum jüdischen Neujahr Rosch ha-Schana. Das fünfzehnjährige Mädchen war bereits im Juli mit einer Jugendorganisation nach Palästina ausgewandert. Am 19. Oktober 1939 mussten Hermann und Irma nach Wien zwangsübersiedeln, zuerst nach Wien 2, Obere Donaustraße 91 und später in die nahe Czerningasse 9, die ihre letzte Wohnadresse vor der Deportation wurde.

Hermann Hersch Löw, geb. am 28. Mai 1888 in Poddóhe, war einer der vielen Juden, die von Galizien in den Westen migrierten. Seine Frau Irma, geboren am 9. Mai 1899, die er am 17. Juni 1923 in der Synagoge St. Pölten geheiratet hatte, entstammte der kinderreichen Familie Tichler aus Traisen. Er war Uhrmacher, das Paar wohnte in der Klostergasse 35, betrieb aber Werkstatt und Juweliergeschäft in der Rathausgasse 10 – damals noch eine eigene Adresse, heute im Hauskomplex Rathausgasse 8. Am 18. März 1924 wurde Tochter Edith geboren, sie besuchte die Mittelschule der „Englischen Fräulein“ und war im zionistischen Verein „Betar“ aktiv. Die ganze Familie war in der St. Pöltner Gesellschaft integriert und engagiert. Nach dem „Anschluss“ betrieb Hermann Löw sehr entschlossen die Auswanderung und versuchte, diese durch den Verkauf seiner Juwelierwaren zu finanzieren. Ab Februar 1939 begann die systematische Beraubung: Zwangsablieferung aller Wertsachen an das Dorotheum in St. Pölten, Deponierung von Schmuck und Uhren in einem Safe des Creditanstalt-Bankvereins, der im November 1943 beschlagnahmt wurde, sowie Raub aller Vermögenswerte. Bei der 1948 von Edith beantragten Rückstellung schienen zahlreiche Wertsachen nicht mehr auf.

„Von hier ist eigentlich nicht viel zu berichten. Gesund sind wir Gott Lob und heißt es wie immer warten.“, schrieb Irma am 3. Juli 1940 an ihre Tochter.
Am 20. Mai 1942 wurden Hermann und Irma Löw nach Maly Trostinec deportiert und sechs Tage später erschossen.

Aus: Steine der Erinnerung in St. Pölten I/2018, S.60-64, Hg.: Institut für jüdische Geschichte Österreichs, zu bestellen unter Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! um 8 € zzgl. Porto
Bilder: Foto von Bernadette Dewald, Familienporträt aus dem Bildarchiv des INJOEST

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