Steine der Erinnerung


Paul Reiß und sein Bruder Emil
Paul Reiß
Paul Reiss, geboren am 19. Dezember 1900 als Sohn des Kaufmanns Moritz Reiss und dessen Frau Emma, geb. Kolb, war erst 15 Jahre alt, als er seinen Vater verlor. Moritz’ Grabstein am jüdischen Friedhof in St. Pölten ist noch erhalten: „Hier ruht unser unvergesslicher guter Gatte und Vater Moritz Reiss, geb. am 13. Februar 1868, gest. am 18. April 1915, tief betrauert von seiner Gattin und seinen Kindern.“
Insgesamt hatten Moritz und Emma fünf Kinder: Charlotte verstarb als Kleinkind, Rosa, geboren 1897, konnte mit ihrer Mutter und ihrem Mann Ernst Schulhof im Mai 1939 nach Shanghai fliehen, wo Emma am 24. März 1943 verstarb. Rosa ließ sich mit Mann und Töchtern 1947 in Melbourne nieder und starb dort 1951. Ihre Schwester Elly Elsa, 1898 geboren, lebte mit ihrem Mann Karl Weihrauch in Wien. Sie wurde auf der Flucht über die Schweiz nach Frankreich in Nizza verhaftet und am 3. Februar 1944 von Drancy nach Auschwitz deportiert. Auch Pauls Schicksalsweg führte von Drancy nach Auschwitz, er wurde auf der Flucht nach Belgien verhaftet und in Frankreich inhaftiert. Seine Deportation aus dem Durchgangslager Drancy in das Vernichtungslager Auschwitz erfolgte am 4. November 1942. Das 1932–34 ursprünglich als Großwohnanlage errichtete Gefangenenlager Drancy, 20 km nordöstlich von Paris, stand ab der Besetzung Frankreichs im Juni 1940 als Sammel- und Durchgangslager unter der Aufsicht der Deutschen Wehrmacht und SS. Von hier wurden mindestens 65.000 mehrheitlich französische Jüdinnen und Juden in die Vernichtungs lager deportiert. Die Todestage von Paul und seiner Schwester Elly sind nicht bekannt.