Steine der Erinnerung

Erich Singer und seine Frau Rosa mit Tochter Eva
„Hilfsarbeiter, zu sorgen für Frau und 1 Säugling, bezieht bis 1. 8. 16 Reichs mark pro Woche Arbeitslosenunterstützung, Zins RM 10. pro Monat, unter stützt die Mutter, dringende Notlage gegeben.“ (Liste der vom Fürsorgeamt der IKG St. Pölten Unterstützten, vermutlich Juli 1938)
Das Fürsorgeamt gewährte der kleinen Familie 10 Reichsmark Unterstützung. Erich Jizchak Singer, am 26. November 1914 als Sohn von Jacques und Therese, geb. Oberländer, in Wien geboren, hatte als Hilfsarbeiter wahrscheinlich zeitlebens gegen die Armut gekämpft. Seine Frau Rosa, geboren am 15. Jänner 1916, stammte aus der ersten Ehe von Wilhelmine Frumet Wallisch, geb. Kohn, mit Ferdinand Richard Stern aus Wien. Tochter Eva Monika wurde kurz vor dem „Anschluss“, am 25. Februar 1938 in Wien geboren.
Erich Singer meldete sich bereits am 8. September 1938 nach Brünn ab, er dürfte also mit einem Schiff über die Donau nach Palästina entkommen sein. Dass die sieben Monate alte Eva Monika ebenfalls an diesem Datum abgemeldet wurde, ist vermutlich ein bürokratischer Irrtum. Rosa blieb noch länger als ein Jahr in St. Pölten, sie meldete sich mit ihrer Tochter erst am 10. Oktober 1939 nach Wien 2 ab, zuerst in die Taborstraße 21 und später zu ihrer Tante Charlotte in die Konradgasse 4/22. Am 14. September 1942 wurden Rosa und die inzwischen vierjährige Eva Monika nach Maly Trostinec deportiert und gleich bei Ankunft am 18. September erschossen. Für sie alle – ihre Mutter Wilhelmine, ihre Halbschwester Charlotte, ihre Nichte Rosa und Großnichte Eva – füllte Wilhelmines Tochter Lily Stern, die sich nach London hatte retten können, 1978 für Yad Vashem ein Zeugnisblatt aus.
Erich Singer hatte sich im britischen Mandatsgebiet Palästina in die British Army gemeldet und tat Dienst auf der SS Erinpura, einem als Truppentransporter eingesetzten Passagierschiff. Es war als Kommandoschiff eines Geleitzugs von elf Kriegsschiffen für 23 Handelsschiffe von Alexandria nach Malta unterwegs. Am 1. Mai 1943 wurde der Konvoy nördlich von Benghasi an der lybischen Küste von deutschen Jagdbombern angegriffen und die SS Erinpura durch mehrere Bomben versenkt. Von den insgesamt 1215 Männern der Besatzung fanden 1042 den Tod. Für die 140 jüdischen Opfer, darunter auch Arik, wie er sich in Erez Israel genannt hatte, ließ der Staat Israel 1954 am Herzlberg in Jerusalem ein Denkmal errichten.