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Heinrich
Gelb
26.08.1875
St. Pölten
Opole
Friseur
Kremsergasse 9, St. Pölten
7. Mai 1940 Zwangsumsiedelung nach Flossgasse 6/8, Wien 2; am 26. Februar 1941 nach Opole deportiert
Samuel
Barbara
Löbl
Hermine
Löbl
Alfred
Emil
Margarete
Paul

Steine der Erinnerung

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Heinrich und Hermine Gelb

„Ungefähr 3 Wochen nach dem Umbruch trug mir Herr Gelb, der mich eigens in seine Wohnung rufen ließ, Haus und Geschäft an. [...] Da ich selbst nicht Mitglied oder auch nur Anwärter der NSDAP oder einer Gliederung war, wurde mir zuerst die Übernahme des Hauses überhaupt verweigert. Herr Gelb setzte sich nun persönlich bei dem ihm als alten St. Pöltner gut bekannten Kreiswirtschaftsleiter ein, und lediglich dieser Intervention war schließlich die Bewilligung der Hausübernahme zu danken.“

Heinrich Gelb gehörte demnach sicher nicht zu denen, die nach dem „Anschluss“ erst einmal abwarteten. Für seinen Wunschkandidaten, seinen früheren Lehrling und langjährigen Angestellten Josef Resch, intervenierte er sogar bei NS-Kreiswirtschaftsleiter Fritz Waibl.

Geboren am 28. August 1875 in St. Pölten als Sohn von Samuel und Barbara, betrieb Heinrich Gelb ab 1899 das „Friseur- und Rasiergewerbe“, wie in der Vermögensanmeldung seiner Frau steht, ab 1911 in einem eigenen „Herren- und Damensalon“. Mit seiner Frau Hermine Löbl aus Lackenbach, geboren am 10. März 1876, hatte er vier Kinder und musste zwei Söhnen beerdigen. „Unser aller Liebling“, so in der Grabinschrift, Alfred, starb 1923 mit 12 Jahren. Ein zweiter Sohn, der Drucker Emil, verunglückte im Oktober 1925 in seinem 21. Lebensjahr „durch Absturz vom Wasserfalle bei Lilienfeld“. 

Die beiden überlebenden Kinder, Paul, geboren 1905, wie sein Vater Friseur und später Buchhalter, kehrte im August 1938 nach einem Schachturnier in Zürich nicht mehr in die nunmehrige „Ostmark“ zurück. Grete (Margarete), geboren 1909, emigrierte im April 1939 nach Großbritannien. Trotz aller Umsicht gelang ihren Eltern die Flucht nicht. Relativ spät, erst am 7. Mai 1940, erfolgte die Zwangsumsiedelung nach Wien 2, Flossgasse 6/8. Am 26. Februar 1941 wurden Heinrich und Hermine Gelb nach Opole bei Lublin deportiert, auf diesem Transport von mehr als tausend Menschen befanden sich auch mehrere andere St. Pöltner Jüdinnen und Juden. Wann Heinrich den katastrophalen Lebensumständen im Ghetto erlag, ist nicht bekannt. Hermine wurde am 24. 12. 1941 ermordet.

Das Haus mit Geschäft wurde im Februar 1948 an die Kinder Paul und Grete zurückgestellt, die Rechtsvertretung hatte der aus Erez Israel/Palästina heimgekehrte Dr. Egon Morgenstern übernommen. Außer den Kindern stand auch Hermine Gelb in der Liste der Erben, allerdings mit dem Vermerk „derzeit verschollen“.

Aus: Steine der Erinnerung in St. Pölten I/2018, S.29-35, Hg.: Institut für jüdische Geschichte Österreichs, zu bestellen unter Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! um 8 € zzgl. Porto
Bilder: Foto von Bernadette Dewald, Unterschriften von Heinrich und Hermine Gelb, 14. Juli 1938, NÖLA, RStH ND, Sonderdezernat lVd-8, Vermögensanmeldung von Heinrich und Hermine Gelb, St. Pölten

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