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Dr.
Hugo
Deutsch
30.07.1880
Bistritz/Bystrice nad Olsi (Schlesien)
23.01.1943
Theresienstadt
Rechtsanwalt
Kalcherstraße 2, St. Pölten
Jänner 1939 Umzug in die Schubertstraße 1, St. Pölten; Am 3. Mai 1939 Umsiedlung nach Wien 9; Am 3. Mai 1940 Umsiedlung in die Flossgasse 14, Wien 2; am 24. September 1942 nach Theresienstadt deportiert
Ignatz
Johanna
Ehrlich

 

Steine der Erinnerung

deutsch

Dr. Hugo Deutsch

„Wir kommen den Doktor holen, ein arisches Mädchen gehört zu kane Juden. A so, sag i, haben Sie mir vier Jahre das Brot gegeben oder der Dr. Deutsch?“ (Anita Pemmer, ehemalige Wirtschafterin bei Dr. Hugo Deutsch, Interview mit Martha Keil, St. Pölten, 13. 4. 2004)

Schon als Anwaltskandidat engagierte sich Dr. Hugo Deutsch, geboren am 30. Juli 1880 in Bistritz (bei Holleschau, Bystrice pod Hostýnem) in der jüdischen Gemeinde und war einer der ersten Zionisten. Lange Jahre war er Stellvertreter des Kultusgemeinde-Vorstands Albert Leicht und übernahm im Frühsommer 1938 das Amt. Er blieb unverheiratet und lebte mit seiner seit 1931 verwitweten Mutter Johanna, geb. Ehrlich, bis zu deren Tod 1937 im selben Haushalt. Noch im hohen Alter erinnerte sich die Wirtschafterin Anita Pemmer an den „großen, feschen Mann, piccobello angezogen“, an seine Freundlichkeit ihr und seiner betagten Mutter gegenüber, und dass er als Sozialist am liebsten jeden Bedürftigen gratis verteidigt hätte.

Nach dem „Anschluss“ wurde Deutsch von einem St. Pöltner Nationalsozialisten namens Pfister aus der Wohnung geholt, Anita Pemmer erzählte von ihrer besorgten Suche nach ihm. Er musste die Wohnung räumen, war eine Zeitlang bei der jüdischen Familie Wulkan in der Herrengasse 1 untergebracht und teilte sich ab Jänner 1939 mit seinem Kollegen Dr. Paul Kohner eine Wohnung.

Hugo Deutsch führte die Amtsgeschäfte der Kultusgemeinde bis zu deren Auflösung und versuchte als Leiter des „Referats für Fürsorge und Auswanderung“ nach besten Kräften, den verarmten Mitgliedern zu helfen. Am 3. Mai 1940 meldete er sich nach Wien 2, Flossgasse 14 ab, am 24. September 1942 wurde er nach Theresienstadt deportiert und starb dort nur vier Monate später, am 23. Jänner 1943, an einer Lungenentzündung.

In der Opferdatenbank der Tschechischen Republik scheint ein Max Deutsch auf, in Bistritz bei Holleschau 1882 geboren und wahrscheinlich Hugos Bruder. Er wurde am 23. Juli 1942 von Prag nach Theresienstadt und schon am 4. August weiter nach Maly Trostinec deportiert und dort ermordet. Seine Frau Justina war in denselben beiden Transporten, Sohn Jindri, geb. 1914, wurde, wenn die Angabe korrekt ist, erst am 30. Juli 1942 von Prag deportiert, aber dann im selben Transport nach Maly Trostinec in den Tod geschickt. Damit war die Familie Deutsch vollständig ausgelöscht.

 

Dr. Hugo Deutsch

“We have come for the doctor, an Aryan girl doesn’t belong with a Jew. I see, I replied, did you put the bread on my table these past four years or Dr. Deutsch?” (Anita Pemmer, Dr. Hugo Deutsch’s former housekeeper, interview with Martha Keil, St. Pölten, 13. 4. 2004)

Dr. Hugo Deutsch, born 30 July 1880 in Bistritz (near Holleschau/Holešov, today Byst?ice pod Hostýnem in Moravia), was already actively involved in the Jewish community in St. Pölten as a trainee lawyer and became one of the community’s first Zionists. He was the deputy of the Jewish community chairperson Albert Leicht for many years, taking over this position in the early summer of 1938. He never married and lived together with his widowed mother Johanna, née Ehrlich, until her death in 1937. Even very late in her life, his housekeeper Anita Pemmer remembered him as a “tall, handsome man, smartly dressed”, remembered his kindness towards her and his elderly mother and that as a socialist he would have liked to defend every person in need pro bono.

After the “Anschluss”, Deutsch was collected from his residence by a St. Pölten Nazi called Pfister. Anita Pemmer recounted her worried search for him. He had to vacate the residence, was taken in for a while by the Wulkans, a Jewish family in Herrengasse 1, and from January 1939 onwards shared an apartment with his colleague Dr. Paul Kohner. Hugo Deutsch ran the affairs of the Jewish community up until its dissolution and, as head of the “Department for Welfare and Emigration”, he tried to the best of his ability to help impoverished commu- nity members. On 3 May 1940, he reported to Flossgasse 12 in Vienna’s second district, from where he was deported to Theresienstadt on 24 September 1942. He died there just four months later, on 23 January 1943, of pneumonia.

A Max Deutsch, born in 1882 in Bistritz near Holleschau, is listed in the victim database of the Czech Republic. This was probably Hugo’s brother. He was deported from Prague to Theresienstadt on 23 July 1942 and then on 4 August onwards to Maly Trostinec, where he was murdered. His wife Justina was on the same two transports. If the information is correct, their son Jindri, born 1914, was only deported from Prague on 30 July 1942, but was then also sent on the same transport to Maly Trostinec and to his death. The Deutsch family was thus completely annihilated.

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