A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W X Y Z

Juliane
Steiner
Bachrach
30.01.1877
vermutlich Brünn
Opole
Dentistenwitwe
Rathausgasse 1, St. Pölten
24. Mai 1938 Umzug nach Lerchenfeldergürtel 49, Wien 16, später in die Schmalzhofgasse 3, Wien 6; am 15. Februar 1941 nach Opole deportiert
Viktor
Helene
Gertrud


Steine der Erinnerung

steiner-gelb-1
steiner-gelb-2

 

Juliane Julie Steiner, geb. Bachrach

„Es wird bestätigt, dass Fr. Julie Steiner bei Fr. Fanny Krausz in Untermiete wohnte, die Wohnung wurde gekündigt und Fr. Steiner wird dadurch obdach­ los und lebt von der Wohlfahrt. Else Friedmann, Hauseigentümer, Wien XVI, Lerchenfeldergürtel 49, 18. XI. 1938.“

Juliane Julie Bachrach, am 30. Jänner 1877 wahrscheinlich in Brünn geboren, heiratete den 1870 in Raab geborenen Zahnarzt Victor Steiner und lebte mit ihm in St. Pölten. Ihr Mann starb bereits 1921 und ist am jüdischen Friedhof St. Pölten begraben. Die ältere, 1902 in Troppau geborene Tochter Helene, ver­ heiratet mit Erich Schächter, dem Sohn des St. Pöltner Rabbiners Adolf Schäch­ter, nannte ihren erstgeborenen Sohn nach ihrem verstorbenen Vater Victor Ze’ev. Aufgrund des Antisemitismus und ihrer zionistischen Einstellung wander­te die kleine Familie 1936 nach Palästina/Erez Israel aus. Helenes Tochter Hanna (verheiratete Bukchin), 1938 in Jerusalem geboren, lernte ihre Großmutter nie kennen. Julianes zweite, 1907 geborene Tochter Gertrude war Modistin und mit Oskar Grünwald verheiratet, 1934 wurde Tochter Hedy (verheiratete Novak) ge­boren. Alle Enkelkinder Julianes erinnerten sich, dass in ihrer Familie viel Wert auf Kultur und Bildung gelegt wurde.

Vertreten durch ihren Schwiegersohn Oskar Grünwald musste Julie Steiner am 5. Mai 1938 mit den Hauseigentümern ihrer Wohnung in der Rathausgasse 1 einen Vergleich schließen und bis 25. Mai die Wohnung räumen. Während die Familie Grünwald bereits am 24. Mai 1938 in die USA auswandern konnte, fand Juliane Steiner bei Fanny Krausz Unterschlupf. Wie aus der oben zitierten Be­stätigung hervorgeht, konnte sie allerdings nur sechs Monate dort bleiben und musste, vielleicht mit Hilfe des dort tätigen Israelitischen Frauenwohlfahrtsver­eins, nach Wien 6, Schmalzhofgasse 3, in das Gebäude der zerstörten Synagoge des Israelitischen Tempelvereins für Mariahilf und Neubau zwangsübersiedeln. Am 15. Februar 1941 wurde sie mit tausend anderen Personen, unter ihnen die St. Pöltner Familien Süß, Weiss, Stern und Kohn, in das überfüllte und unterver­sorgte Ghetto Opole deportiert. Im Frühjahr 1942 begann die Liquidation der Insassen, im März und Oktober folgten die Deportationen in die Vernichtungs­lager Belzec und Sobibor. Nur 28 der 2003 von Wien nach Opole Deportierten überlebten. Juliane Steiner war nicht unter ihnen.

Wir benutzen Cookies

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.