
Am 3. August 1938 Umsiedlung nach Wien 20, am 4. Jänner 1939 Flucht nach Shanghai über Triest; von April 1939 bis August 1940 arbeitete Dr. Leo Willner im Missionsspital Shanghai
„Wir sind freiwillig nach Wien übersiedelt, weil uns jeder gekannt hat. Im August 38, in eine Wohnung im 20. Bezirk bei Herrn Gabriel, auf den Namen meiner Mutter, aber der Vati hat ihm gesagt, er ist Jude. Und trotzdem er illegaler Nazi war, hat er sich sehr anständig benommen.“ Dr. Leo Willner wurde im Zuge des Novemberpogroms verhaftet, kam aber bald wieder frei.
„Am 10. November 1938 ist mein Vater auf der Straße … da hat er schon angefangen, Englisch zu lernen, auch um sich zu beschäftigen. Und er kam nicht nach Haus. Am Vormittag ist er zu seinem Englischkurs gegangen, und er kam nicht nach Haus. Da haben wir schon etwas geahnt. Und unser illegaler Hausherr hat gesagt: »I geh, i krieg ihn raus.« […] Und der Herr Gabriel hat anscheinend gewußt, wo das war, ist hingegangen, er hat da einen Polizisten gekannt und ihm gesagt, »Gebts ma den Doktor Willner raus«. Und der Polizist sagte: »Das geht nicht, der steht auf der Liste.« Aber nach fünf Tagen in der Nacht läutets unten an der Tür, der Vati steht unten, unrasiert, bleich, und seine ersten Worte waren: Wir fahren nach Shanghai.“
Bei dieser Freilassung hatte Dr. Willner ein Kollege geholfen, der die Inhaftierten für Dachau „aussiebte“: „Und der Vati, ich weiß nicht, was er gehabt hat, irgendeine Krankheit, und er sagt irgendwas Lateinisches. Und der Arzt sagt, das habens aber gut auswendig gelernt. Und der Vati antwortet, das hab ich lang genug gelernt, ich bin nämlich Arzt. Und da hat der gesagt, gehns nach Haus. Der Vati hat ihm dann noch gesagt: Meine Frau und meine Tochter werden für Sie beten. Und der hat gesagt: Des brauch ich vielleicht noch amal.“
Da Dr. Willner per 31. Dezember 1938 des Landes verwiesen wurde, buchte er für 4. Jänner 1939 Schiffskarten für drei Personen nach Shanghai. Seine Frau und seine Tochter folgten vier Wochen später nach und die Familie traf sich erst in China wieder. Dr. Willner arbeitete von April 1939 bis August 1940 im Missionshospital Yenchow in China. Durch einen Arbeitsunfall erkrankte er schwer und wurde nie wieder arbeitsfähig. In der daraus folgenden materiellen Not unterstützte Olga Willner ihre Eltern durch ihre Tätigkeit als Sekretärin. Die beiden lebten sich im Gegensatz zu ihrer Tochter niemals in China ein. Leo Willner erlag am 30. Juli 1947 auf der Rückreise nach Europa an Bord eines UNRRA-Schiffes im Indischen Ozean einem Gehirnschlag. Seine Witwe Franziska zog in ihre alte Wohnung, wo sie von ihren inzwischen darin wohnenden Verwandten äußerst unfreundlichen aufgenommen wurde.
Olga Willner versuchte, gezwungen durch den politischen Umsturz in China, in die USA auszuwandern, und kehrte schließlich unfreiwillig 1949 nach Österreich zurück. Später übersiedelte sie doch in die USA, dann wieder nach Österreich, und bezeichnet sich selbst als eine „Zigeunernatur, die überall außerhalb ist“.
„Am 10. November 1938 ist mein Vater auf der Straße … da hat er schon angefangen, Englisch zu lernen, auch um sich zu beschäftigen. Und er kam nicht nach Haus. Am Vormittag ist er zu seinem Englischkurs gegangen, und er kam nicht nach Haus. Da haben wir schon etwas geahnt. Und unser illegaler Hausherr hat gesagt: »I geh, i krieg ihn raus.« […] Und der Herr Gabriel hat anscheinend gewußt, wo das war, ist hingegangen, er hat da einen Polizisten gekannt und ihm gesagt, »Gebts ma den Doktor Willner raus«. Und der Polizist sagte: »Das geht nicht, der steht auf der Liste.« Aber nach fünf Tagen in der Nacht läutets unten an der Tür, der Vati steht unten, unrasiert, bleich, und seine ersten Worte waren: Wir fahren nach Shanghai.“
Bei dieser Freilassung hatte Dr. Willner ein Kollege geholfen, der die Inhaftierten für Dachau „aussiebte“: „Und der Vati, ich weiß nicht, was er gehabt hat, irgendeine Krankheit, und er sagt irgendwas Lateinisches. Und der Arzt sagt, das habens aber gut auswendig gelernt. Und der Vati antwortet, das hab ich lang genug gelernt, ich bin nämlich Arzt. Und da hat der gesagt, gehns nach Haus. Der Vati hat ihm dann noch gesagt: Meine Frau und meine Tochter werden für Sie beten. Und der hat gesagt: Des brauch ich vielleicht noch amal.“
Da Dr. Willner per 31. Dezember 1938 des Landes verwiesen wurde, buchte er für 4. Jänner 1939 Schiffskarten für drei Personen nach Shanghai. Seine Frau und seine Tochter folgten vier Wochen später nach und die Familie traf sich erst in China wieder. Dr. Willner arbeitete von April 1939 bis August 1940 im Missionshospital Yenchow in China. Durch einen Arbeitsunfall erkrankte er schwer und wurde nie wieder arbeitsfähig. In der daraus folgenden materiellen Not unterstützte Olga Willner ihre Eltern durch ihre Tätigkeit als Sekretärin. Die beiden lebten sich im Gegensatz zu ihrer Tochter niemals in China ein. Leo Willner erlag am 30. Juli 1947 auf der Rückreise nach Europa an Bord eines UNRRA-Schiffes im Indischen Ozean einem Gehirnschlag. Seine Witwe Franziska zog in ihre alte Wohnung, wo sie von ihren inzwischen darin wohnenden Verwandten äußerst unfreundlichen aufgenommen wurde.
Olga Willner versuchte, gezwungen durch den politischen Umsturz in China, in die USA auszuwandern, und kehrte schließlich unfreiwillig 1949 nach Österreich zurück. Später übersiedelte sie doch in die USA, dann wieder nach Österreich, und bezeichnet sich selbst als eine „Zigeunernatur, die überall außerhalb ist“.